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Verkehrsplanung in Singapur – Am besten gar keine Autos mehr

Verkehrsplanung Singapur

Für alle Autofahrer lautet das Zauberwort „CoE“: Certifikate of Entitelment – also Berechtigunsschein. Aber selbst wenn eine Zulassung frei werden sollte – der Stadtstaat appelliert permanent in TV-Spots an seine Bürger, das Auto öfter stehen zu lassen. Im Vergleich zu anderen Weltmetropolen läuft der Verkehr in Singapur selbst zur Rushhour geradezu flüssig. Dabei sind die Einwohner Singapurs eigentlich liebeskrank Autos. Das sind sie aber vielleicht gerade, weil die Regierung es ihnen so schwer wie teuer macht, eines zu fahren. Bis zu 80.000 Dollar kostet allein das Zulassungsdokument, die CoE. Sie gilt dann für Zeitabstand, und wer sie erneuern will, zahlt jedes Jahr einen Altautozuschlag von zehn Prozent. Das ist wohl der Hauptgrund, warum man auf Singapurs Straßen vorwiegend neue, teure, blitzende Autos sieht. Außerdem wird im sinne Straße und Tageszeit noch eine Maut fällig. Sie wird elektronisch durch ein Lesegerät erfasst, das in der Windschutzscheibe jedes Fahrzeuges installiert ist. Mit der Vorrichtung kann man außerdem in Parkhäuser fahren, ohne die Scheibe öffnen und ein Ticket am Automaten ziehen zu müssen. Am Monatsende wird vom Konto abgebucht. Einnahmen aus dem Autofahren gehen fast ausnahmslos in den öffentlichen Nahverkehr.

Weiter schildert der Text detailreich, wie der Junge im Juni 1961 von den Wärtern gefoltert wird. Da der heute 74 Jahre alte Mann seine Geschichte selbst veröffentlicht hat, lässt sich gut vergleichen, wie sehr der SPIEGEL-Text übertreibt. Die von Relotius erwähnte Vergewaltigung hat Cooper zufolge nie stattgefunden. Relotius beschreibt, dass Cooper durch einen Fernsehbeitrag über eine andere Anstalt nicht ganz Vergangenheit erinnert wird und sich dann auf die Suche nach Leidensgenossen macht und sie findet. Die Männer werden namentlich genannt, die erlittenen Traumata detailliert beschrieben – Cooper aber hat nach eigenen Angaben nie von ihnen gehört. Und er hat auch nicht von seinem schlimmsten Peiniger geträumt, wie in dem Artikel ausführlich beschrieben. Wütend ist Cooper zudem über die offenkundige Dramatisierung einer weiteren Sache: Um zu beweisen, dass seine Erzählung wahr ist, hat er sich 2009 an einen Lügendetektor anschließen lassen. Einmal, für drei Fragen – und nicht „aber und abermals“, wie es im Text heißt. 2013 erschien beim Schweizer Magazin „Reportagen“ ein langer Text von Claas Relotius über ein kalifornisches Gefängnis, in dem sich jüngere Häftlinge um ihre Mitinsassen kümmern, die an Alzheimer leiden.

Allerdings habe er niemals versucht, ein Vaterunser zu beten, und er flüstere dabei auch nicht „Farewell“, sagte McDonald dem SPIEGEL. Meistens habe er in einfachem Deutsch: „Here you go, buddy“. Im Januar 2017 reiste Claas Relotius in die Kleinstadt Fergus Falls im US-Bundesstaat Minnesota. Er blieb fast fünf Wochen und schrieb danach eine Reportage darüber, wie die Menschen im ländlichen Amerika auf die Welt in Summe blicken und auf Donald Trump und die USA in Sonderheit. In der Geschichte, die am 25. März 2017 im SPIEGEL erschienen ist, stimmt minim – die Biografien der Hauptfiguren sind ausgedacht und die Fakten meist falsch. Eine nicht wahlberechtigte mexikanische Kellnerin wird bei Relotius zu der Trump wählenden Restaurantbesitzerin mit Nierenleiden – ihr Sohn heißt in der Geschichte „Israel“ und wird in der Schule gemobbt. Praktisch heißt er Pablo, und Relotius hat ihn nur kurz angesprochen, um ihn zu fotografieren. Den Jungen nannte Relotius später als Grund, warum die Geschichte nicht auf SPIEGEL ONLINE erscheinen soll. Tatsächlich hatten Bewohner von Fergus Falls den Text gefunden – es war aber nicht, wie Relotius schreibt, „für diesen Jungen tatsächlich gerade ein großes Problem“, sondern für den Autor.

Auch die Figur Spartan hat Relotius übernommen. Die Bürgerwehr widerspricht auch dem Schlussabsatz der Geschichte: „Jaeger blinzelt in die Dunkelheit, das Gewehr liegt auf seiner Schulter. Er hat kein Ziel. Er kann die hand nicht vor augen sehen. Und irgendwann drückt er ab“, an der Zeit sein dort. Bei der Nachrecherche sagte ein Sprecher der Bürgerwehr, dass sie niemals schießen würden, denn das sei ungesetzlich. Während der Arbeit am Text wurde Relotius‘ Co-Autor Juan Moreno skeptisch: Relotius wollte nicht im Geringsten einen Fotografen mitnehmen und behauptete, die Bürgerwehr habe sich nicht fotografieren lassen wollen. Moreno hielt dies für unplausibel, eigentlich überhaupt ist die Bürgerwehr nicht öffentlichkeitsscheu. Er selbst hatte Foley bereits atomar für einen Oscar nominierten Dokumentarfilm gesehen. Moreno meldete seine Zweifel dem SPIEGEL. Als Relotius damit konfrontiert wurde, verteidigte er sich. Moreno forschte auf eigene Faust nach – und konnte schließlich nachweisen, dass Relotius die Protagonisten nie getroffen hatte. Hier können Sie einen Text zur Enttarnung von Relotius lesen und hier ein Interview mit Juan Moreno sehen.

Der Anwalt der Eltern von Michelle Carter teilte dem SPIEGEL auf Nachfrage im Januar 2019 mit, dass sie Relotius kein Interview gegeben haben. Im Dezember 2017 veröffentlichte der SPIEGEL einen Text übern Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund im April 2017. Ein Team von sieben Redakteuren rekonstruierte den Fall anhand von Gesprächen, Veröffentlichungen und Gerichtsakten, mit die Autoren war Claas Relotius. Dieser Text wurde von Relotius offenbar nicht manipuliert. Seine Zulieferung bestand erst recht aus der Bearbeitung von veröffentlichten Texten und einem Gespräch damit damaligen Teammanager von Borussia Dortmund, Fritz Lünschermann. Wahnsinnig viele Schilderungen in den betreffenden Passagen, auch die Sitzordnung im Bus, sind durch andere Quellen gedeckt. Auch Fritz Lünschermann hat ein Gespräch mit Relotius und die Richtigkeit des ihm zugeschriebenen Zitats bestätigt. Claas Relotius schrieb für den SPIEGEL eine Geschichte über den US-Footballspieler Colin Kaepernick, der aus Protest gegen Rassismus in den USA zur Nationalhymne vor Spielbeginn nicht aufstand, sondern kniete.

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